An meine Thermoskanne
Lob sei dir einmal gespendet, hermetisch verschließbare Kanne,
Spendetest du mir doch oft köstlichen, heißen Kaffee.
Das Mittagsbrot
Mühsame Stunden verstrichen des hungrig begonnenen Tagwerks,
Aber jetzt kau ich vergnügt reichlich bestrichenes Brot.
Beim Dessert
"In den Details vielfach köstlich, im Ganzen aber verzichtbar",
Nennst du das Leben und greifst froh eine glänzende Frucht.
Souvenir
Über den glutheißen Wegen des Sommers dein Blick in der Schwebe,
Rastlos streift deine Hand durch das vergilbende Gras.
Ich vornehm mir, ich dichten jetzt Sonetten
Ich vornehm mir, ich dichten jetzt Sonetten.
Mit Maß ich mich an dessen Regeln halt.
Ich denk, auf diesem Weg ich finden bald
Ein Enden von dem ersten der Quartetten.
Gedacht, geschafft, sodass ich wagen wetten,
Ich können mit nur wenig Aufenthalt
Des Dichtens und mit beinah kein Gewalt
Gewiss den zweiten der Quartetten retten
Vor bleiben ein Fragment, und sehn auch schon
Des ersten der Terzetten zweiten Zeilen
Gekonnt passiert und mich hinübereilen
Zum letzten Strophen von Sonettgedichten.
Da bin ich nun und Leser mögen richten,
Ob ich verdienen wahren Dichtens Lohn.
Schwitzenkasten
Die Welt wird jetzt zu einem Schwitzenkasten,
In Sonderheit gilt das für dieses Land,
Wo solche Hitze beinah unbekannt,
Die ewig dauert, ohne je zu rasten.
Die ungern einen Mittagstisch verpassten,
Sie bleiben heim, sofern sie bei Verstand,
Und suchen Kühlung, weil sie vorderhand
Die schweren Speisen meiden oder fasten.
Der Gastwirt späht umsonst nach seinen Gästen
Und seine Kellnerin hat meistens Ruh.
Im Badesee dem Fisch ist es zu heiß
Wie andern Fischen auch, soviel man weiß,
Am frischen Grase fehlt es mancher Kuh.
Ein Winterschlaf im Sommer wär am besten.
Die Zeit verrinnt, der Herbst beginnt
Jetzt kommt der Morgen immer später,
Die Säule sinkt im Thermometer,
Das deutet auf des Sommers Schluss
Und meint, dass jetzt bald Herbst sein muss.
Na schön, ich kenne das, es war
Genauso auch im letzten Jahr.
Fensterblick
Die geschrägten Lamellen
Der Innenjalousie,
Die gesprenkelte Scheibe,
Der Eberesche
Nasse Zweige,
An denen der Wind heftig zieht.
Drei Uhr
Der Kühlschrank ist voll Taubengurren,
Der Herd steht stumm und dienstbereit,
Die Küchenuhr fängt plötzlich an zu schnurren,
Sie kehrt zurück zur Winterzeit.
Der erste Schnee
Sind sie erschrocken?
Hastig durchschneiden
Aus wechselnder Richtung
Die Vögel den weißen
In wechselnde Richtung
Verzogenen Vorhang
Verdunkelnden Flugs.
Spurenlesen
Wohin des Wegs seid ihr gewesen?
Wo ich im frisch gefallnen Schnee
Der kleinen Vögel Fährten seh,
Versuch ich mich im Spurenlesen.
Wie viele hüpften kreuz und quer?
Mit Füßen in den Schnee geschrieben,
Ist uns Bericht davon geblieben.
Schau an, schon wieder einer mehr!
Lief gradeaus und hat gewendet,
Bevor er, wo der Schnee zerstob,
Erneut sich in die Luft erhob.
Das macht, dass seine Spur hier endet.
Kleine Vogelschar
Der Blaue Pfau
Ist pfauenblau,
Nicht so die Pfauentaube,
Die ist schneeweiß,
Soviel ich weiß,
Und reimt sich schön auf Laube.
Es heißt der Waldkauz nach dem Wald,
Der Steinkauz nach dem Steine,
Zwei Federohrn der Uhu hat,
Die Schleiereule keine.
Der Wendehals
Kann seinen Hals
Um viele Grade drehen,
Tät es der Mensch ihm nach, des Falls
Wär es um den geschehen.
Den Marabu
Kennst du im Nu
Am spitzen Sack der Kehle,
Auch hat er, und das hilft dazu,
Dass man ihn nicht verfehle,
Auf seinem Kopf kaum Daunen.
Der Schnabel ist zum Staunen.
Der Seidenreiher trägt zur Zier
Im Sommer an dem Rücken
Wie Seide weiche Federn, schier
Haarfein und zum Entzücken.
Finken, Prachtfinken
Der Reisfink nährt sich teils von Reis,
Der Schneefink wohnt in Schnee und Eis
Fern oben in den Bergen.
Ein Fink in Grün der Grünling ist,
Gepaart mit Gelb, wenn man ihn misst:
Knapp fünfzehn Zentimeter.
Der Buch- ist der Gemeine Fink,
Er liest kein Buch, doch ist er flink,
Die Eckern aufzulesen.
Mit dem gesellt nimmt Aufenthalt
Der Bergfink gerne in dem Wald
Zur kalten Zeit des Jahres.
Der Distelfink auch Stieglitz heißt
Und Samen aus den Disteln beißt,
Wofern sie Samen haben.
Es ist der Rosenamarant,
Darum der Rose nachbenannt,
Teils lebhaft rosenfarben.
Sperling
Ein Sperling senkte seinen Schnabel
Jüngsthin einmal in einen Nabel
Und hat auf die Art ausgelotet:
Das Ding sei irgendwie verknotet.
"Ich kriege es im Traum nicht auf",
Sprach er zu sich und pfiff darauf.
Und ließ das Ding dann ganz in Ruh.
Er flog davon. Was sagst jetzt du?
Schwalben-Kongress
Himmelan auf die blaue, die himmlische Aue
Beriefen die Schwalben den Schwalben-Kongress.
Er beginnt heute Mittag um vierzehn Uhr zehn,
Wer um diese Zeit aufschaut, kann ihn dort sehn
Und denkt: Alle reden ins Blaue.
Schwanensee
"So wie von Schwänen war ihr Hals,
So lang, so schlank fast jedenfalls ..."
Da bin ich schon im Bilde.
Es war gewiss Schwanhilde.
Tanzt im Ballett vom Schwanensee,
Soweit ich weiß und es versteh,
Mit hoher Kunst den weißen Schwan
Und auch den schwarzen dann und wann.
Die reizende Schwanhilde.
Der Geist aus dem Brunnen
der Tiefe des Brunnens
der Tiefe der Nacht
der Tiefe der Nacht
seines Brunnens
entsteigt lautlos ein Geist
um Mitternacht meist
das ist wie es heißt
für Geister die häufigste Stunde
getrieben von trostloser
Daseinsbegierde
entschwebt er um die Zeit
dem Brunnen
er spricht nicht er schweigt
dem dem er sich zeigt
er spricht nicht
er zeigt seine Wunden
er spricht nicht er schaut
sodass es dem graut
aus traurigen Augen
die tief wie ein Brunnen
und groß sind wie Tassen
in seinem sehr blassen
stets nassen Gesicht
und ziehen dich tief in den Brunnen
Geisterstunde
Pünktlich um die Geisterstunde
Gehn die Geister auf die Runde:
Dumpfes Stöhnen, lautes Höhnen,
Leises Schluchzen, Kettenrasseln,
So was kann den Schlaf vermasseln.
Aber eine Stunde später
Endet jählings das Gezeter.
Nirgends klappert mehr ein Bein.
Deshalb schläfst du jetzt auch ein.
Von dem Vampir
Pflegt zur Not in einer Truhe
Der Vampir der Tagesruhe,
Zieht er doch den Sarg sehr vor,
Legt er frühe sich aufs Ohr.
Feuergeister
Salamander in den Flammen
Lustig auf und nieder schwammen,
Aber fühlten ihre Wonnen,
Kaum, dass die erst recht begonnen
Hatten, schon zerronnen,
Weil, wie die Erfahrung lehrt,
Feuer sich leicht schnell verzehrt.
In den Kristallen
In einem jeglichen Kristall
Auf dieser Welt, allüberall,
Drin leben Leute, transparent
Und oft sehr klein, die keiner kennt:
Ist der Stein ganz opak oder hält er kein Licht,
Die Menschen da draußen bemerken sie nicht.
Verschieden sind sie in der Zahl,
Statur, der Farbe auch zumal.
Die Atemluft ist schneidend rein
Und äußerst dünn in jedem Stein:
Die Menschen da draußen ertrügen sie nicht,
So heißt es verlässlich in einem Gedicht.
Ist der Kristall ein Amethyst,
Birgt er ein Paar in sich, das küsst
Und herzt sich, kost und hat kein Bett.
Sie leuchten häufig violett.
Wohl ahnen die Menschen, die dumpfen, es nicht,
Doch bezeugt es an ihrer statt unser Gedicht.
Sind die Kristalle Mesolith,
Sind's schmale bleiche Fräulein, mit
Emporgestreckten Armen drehn
Sie sich auf ihren spitzen Zehn.
Die Menschen sind grob und bemerken sie nicht,
Aber Auskunft von ihnen erteilt das Gedicht.
Von dunklem Blau im Azurit
Die Leute sind und Kyanit,
Oft grün sind sie im Olivin
Und rot die Leute im Rubin.
Die Menschen sehn Farben, die Leute doch nicht,
Von den Leuten erfahren wir durch das Gedicht.
Und ist ein jeder Diamant
Ein Reich für sich, mit harter Hand
Regiert ein König rigoros
Darinnen, doch sich selber bloß.
Das Menschenvolk draußen begreift es noch nicht,
Doch was tut das, wir haben ja dieses Gedicht.
Im Mineralienkabinett
Ein Roh-Diamant,
Ein Brillant,
Nachlässig poliert: Malachit.
Und mancherlei Quarzit.
Sehr fein geschichteter Schiefer.
Aus einem Flussbett ein Kiesel,
Der herzergreifend schimmert,
Weil er sich beständig erinnert.
Grüner Moosachat.
Beginnend hielten es viele für Blei,
So blieb man namentlich dabei,
Es ist jedoch Graphit,
Ich schrieb zuletzt damit:
"Citrin in einer Druse".
Der rosenrote Funkelstein,
So lese ich, war einmal ein
Präsent für eine Komtesse.
Und in dem klaren Bernstein steckt
Seit Jahrmillionen ein Insekt
Mit transparenten Flügeln.
Blaue Messingblüte.
Vom Himmel her ein Pallasit:
In Nickeleisen Olivin-
Kristalle, und der Hexadrit.
Terrestrisch: Turmalin.
Auch dieser Mondstein ist irdisch.
Ein Roh-Diamant,
Ein Brillant,
Nachlässig poliert: Azurit.
Und närrisch viel Pyrit.
In den Spiegel
1
Wenn einer in den Spiegel geht,
Wird er sofort drin umgedreht,
Als ginge er nach draußen.
Das heißt nicht in den Spiegel gehn,
Das heißt nur sich im Spiegel sehn
Und dabei stehst du draußen.
Heißt allenfalls drauf zuzugehn,
Heißt sich drauf
zuzugehn zu sehn,
Du gehst dann aber draußen.
Wenn einer in den Spiegel geht,
Heißt das, dass ihr den nicht mehr seht
Und bleibt dabei selbst draußen.
2
Das ist schon wahr: das Spiegelreich
Sieht just dem Zimmer ziemlich gleich,
In dem der Spiegel hängt.
Das ist: so weit das Auge reicht,
Das in den Spiegel sieht. Wie leicht
Kann sein,
Es fängt
Das davon andre darin an,
Sobald man erst hinein-
Und drin herumspazieren kann.
In infinitum
Tritt zwischen zwei Spiegel und – Bist du bereit?
Willkommen in der Unendlichkeit!
Ein Tag geht zur Neige
Ein Tag geht zur Neige, doch kommt keine Nacht,
Man schläft wieder ein, aber war nie erwacht,
Da ist irgendwas nicht ganz in Ordnung.
Auf den Juni folgt März, der April auf den Mai,
Lang eh es begann, ist das Jahr schon vorbei,
Es ist irgendwas nicht ganz in Ordnung.
Der Felsen ist flüssig, der Fluss ist ein Stein,
In der sengenden Sonne beginnt es zu schnein,
Es ist irgendwie außer der Ordnung.
Überwältigt von Freude, man lächelt gequält,
Eine Geschichte, vergessen und ward nie erzählt,
Das ist, scheint mir, auch nicht in Ordnung.
Und alle gestorben, bevor wer gelebt,
Der sich niemals erhob, der Vogel, entschwebt,
Das Letzte ist sicher in Ordnung.
Mängelliste
Der Tasse fehlt ein Henkel
Und an dem Schuh der Senkel,
Es fehlt dem Ast zum Werk der Baum,
Der Schlaf verlangt nach seinem Traum,
Die Mütze sucht nach einem Schal
Und Tränen so wie einst ein Tal.
Ein armes Sal ist ohne Rinn,
Ein edler Wahn verliert den Sinn,
Ein Hocker, aber ohne Stube,
Nach seinem Spitz ruft jener Bube,
Am Mangel mangelt es dem Platz
Und in der Truhe fehlt ein Schatz.
Wo blieb der Zacken aus der Krone?
Wo steckt die Stange für die Bohne?
Was nutzt ein Abend ohne Brot,
Der Morgen und verfehlt sein Rot?
Was soll die Sanduhr ohne Sand?
Der Kopf ist da. Wo ist die Wand?
Ein Fuchs, der keinen Foxtrott kann,
Die Spinnerin, die niemals spann,
Ein Regen, welcher steigt statt fällt,
Ein Felsen, der an sich zerschellt,
Ein Hügel ohne Kuppe,
Das Salz fehlt in der Suppe.
Die Suppe
Man löffelt seine Suppe aus.
Man löffelt seine Suppe. Aus.
Eigensinn
Man tut partout nicht, was man soll,
Man soll in Dur, man singt in Moll.
Die Katze tritt die Treppe krumm
Die Katze tritt die Treppe krumm,
Der Hund frisst einen Besen,
Guckt einer um die Ecke rum,
Sind sie es nicht gewesen.
Drehwürmer
Bitterkeit erfüllt den Sinn,
Aller Frohsinn ist dahin,
Aller Frohsinn ist dahin,
Bitterkeit erfüllt den Sinn.
Kürzlich nichts als Kümmernis,
Jetzt bloß Wonne, englisch "bliss",
Jetzt bloß Wonne, englisch "bliss",
Kürzlich nichts als Kümmernis.
Zufrieden
Ich bin sehr zufrieden.
Bin zufrieden sehr.
Ringsherum zufrieden.
Will von nichts noch mehr.
Sehr bin ich zufrieden.
Will von nichts noch mehr.
Ringsherum zufrieden
Bin ich, scheint mir, sehr.
Bin wohl sehr zufrieden.
Will von gar nichts mehr.
Ringsherum zufrieden
Bin ich, scheint's, so sehr.
Ich bin sehr zufrieden.
Bin zufrieden sehr.
Ringsherum zufrieden.
Gar nichts will ich mehr.
Ein Frühlingsregen
Ein plötzlicher Regen es wippen die Blätter
Der Sträucher im Garten ich schaue das Wetter
Durchs Fenster mir an dabei denke ich nichts
Wüsste ich würdiger eines Gedichts.
Zweifelsfall
Vergebliche Mühe? Das weißt du ja nicht!
Vielleicht wird es doch noch ein hübsches Gedicht.
Das Gedicht
Hat lange geschwiegen, der Dichter,
Aber jetzt spricht er.
Es ist ein Gedicht,
Man kennt es noch nicht.
Und jetzt ist es aus,
Man spendet Applaus.
Tanzbude
Ein Schlüssel tanzt auf seinem Bein,
Der Knochen drischt aufs Becken ein.
Die Schulter singt. Sie singt vom Blatt.
Gut, dass der Boden Bretter hat.
Konzert
Die Geigenfeige gab den Ton
Erst leise an. Da schallten schon
Trompetenmoos und Zimbelkraut
Schön silbern, mal im Wechsellaut
Und manchmal eine Zeit synchron,
Und mischte ein Trompetenwein
Sich selber schwungvoll golden ein.
So musizierten sie zu dritt
Phantastisch. Doch im nächsten Schritt
Ward es dann wahrhaft orchestral:
Zwölf Geigenfeigen auf ein Mal,
Der Keulenpilz, das Flaschenmoos,
Sie strichen, hauten, bliesen los.
Und alle waren virtuos.
Dann eine Weile Kling und Klang:
Das Sandglöckchen, die Glockenheide,
Mal einzeln und mal alle beide,
Vernahm ich und an einer Stelle
Ganz deutlich eine Küchenschelle.
Dann eine Pause. Dann Gesang:
Das Löwenmaul, die Ochsenzunge,
Das Wolfskraut und das Ferkelkraut,
Der Hahnenpilz ... teils leis, teils laut,
Sehr viele, schöne Stimmen, junge,
Und alte, ein gemischter Chor
Bracht seine Sangeskunst zu Ohr.
Drauf Schweigen. Noch ein letzter Ton
Des Zimbelkrautes, aber dann
Brach allgemeine Stille an.
Die Pflanzen bleiben wieder stumm.
Die Pilze auch. Wer weiß, warum.
Von Baum zu Baum
Ein Baum, der sich geräuschvoll schnäuzt,
Ein gut gelaunter Baum,
Ein Baum, man hat ihn angekreuzt,
Ein himmelhoher Baum,
Ein Baum putzt seine Krone,
Ein andrer ist, der leise singt,
Ein Baum ist die Zitrone,
Der Baum, der sich geschnäuzt hat, winkt
Noch abschiedsweise einem Baum
Zu, der auf Reise geht,
Und da, ein armer Schwebebaum
Schwankt in dem Wind, der weht,
Und würde so gern rauschen,
Ein Baum, dem jede Blüte glückt,
Wer wollte da nicht tauschen,
Der Reisebaum steht spät entrückt
Auf einem Hang, schaut staunend stumm
Hinab auf einen Mondbaum,
Der ist hellwach und glänzt darum,
Ein ungekämmter Baum
Kämmt mürrisch seine Blätter
Aus seiner Stirn, ein schräger Baum,
Ein Baum für jedes Wetter,
Ein Baum von Welt, der Weltenbaum,
Ein Baum wie aus dem Bilderbuch,
Ein schaurig schöner Baum,
Der, der ihn fällt, verfällt dem Fluch,
Der Mensch, ein müder Baum.
Letztendlich
Frühling, Sommer, Herbst und Winter
Auf der Suche, was bedeutet,
Wenn der Wurm sich endlich häutet,
Kamst du letztlich nicht dahinter.
⁎⁎
Welche Welten er verbrennt,
Wenn er aus dem Dunkel bricht?
Keiner, der die Antwort kennt,
Selbst der Drache weiß sie nicht.
⁎⁎⁎
Ob das Ganze endlich ist?
Geht es niemals ganz zu Ende?
Seufzend hebst du beide Hände,
Weil du da ganz ratlos bist.
⁎⁎⁎⁎
"Ob die Welt jetzt endlich endet,
Irgendwann im Lauf der Nacht?",
Hattest du im Schlaf gedacht
Und dich schlafend umgewendet.
Heute, das heißt tags darauf,
Scheint der Himmel beinah heiter
Und die Welt geht eben weiter.
"Nichts zu machen." Du stehst auf.
Auf April
Es öffnen die Schößchen
Die windigen Röschen.
Die leuchtenden gelben
Sind nicht von derselben
Art wie die weißen,
Buschwind geheißen!
Man prüfe einmal
Ihre Blütenblattzahl.
⁎⁎
Das Bingelkraut,
In mancher halbwegs hellen Schar,
Blüht ganz in Grün wie jedes Jahr
Und Lungenkraut
Von rosa bis blauviolett,
Jedoch – das macht die drei komplett –
Dem Scharbockskraut
Ist jede Blüte gelb lackiert,
Sodass sie glitzert und es ziert.
⁎⁎⁎
Und fehlt fast noch,
Im Wechsel blättrig, Goldmilzkraut
An seinem Platz, so blüht uns doch
In Rot und Weiß
Und Violett der Lerchensporn,
Den ich ganz in der Nähe weiß.
⁎⁎⁎⁎
Vom Himmelschlüssel findest du
Hier viel verstreut und meistens neigt
Er blühend sich der Erde zu.
Am Teich
Auf der Insel eine Weide
Und ihr Spiegelbild im Wasser.
Bleibt das Bild auch etwas blasser,
Unser Blick umfängt sie beide.
Kieselbach
Ein schillernder Vogel, ein glitzernder Fisch
Im Kieselbach einstmals begegneten sich.
Es waren die Kiesel darob nicht erfreut,
Auch hat es der Glitzerfisch später bereut,
Denn der schillernde Vogel verschluckte ihn ganz
Mit dem Kopf vorneweg und am Ende dem Schwanz –
Das ist auf den Tag vor sechs Jahren geschehn,
Den Kieseln blieb nichts, als ihm nachzusehn,
Und noch heute, so höre ich, grämen sie sich
Deswegen. Sie mochten den glitzernden Fisch.
Der Heilbrunnen
Gestern ward in unserm Brunnen
Ein ertrunkner Hund gefunden.
Das ist übel, sintemal
Wir ihn gern als Heilquell sahn.
Dessen Wasser, frisch genossen,
Ließ so manchen Kranken hoffen,
Der bei uns Quartier genommen;
Und wenn es sich später traf,
Dass er wieder ganz genas,
Floss in Folge aus der Fremde
Uns wohl zu manch schöne Spende.
Nun versiegt der Quell des Heiles,
Fürchte ich, für eine Weile
Durch den Fund der Wasserleiche.
Von Koko
Kokos Ursprünge
Koko kroch einmal aus einem Kokon.
Mehr weiß man nicht davon.
Kokos Motto
Droht Not,
Kokon.
Koko und Co.
Das passte manchem so!
Ohne Koko
Ohne Koko gäbe es
Natürlich Kokos Nüsse nicht
Und nicht die Kokospalme,
Keiner kennte Kokosflocken,
Kokossaft und Kokosmilch
Noch Kokos Cocktailgetränke;
Kokosraspeln gäb es nicht,
Nicht eine Kokosfaser,
Wir hätten Kokos Öl auch nicht,
Das Kokosbusserl und
Nicht Kokos süßen Mund.
Und niemand hätte je ihr Ohr.
Koko will wissen
Darum begründete sie
Die Kokonomie,
Die Kokometrie,
Die Kokotelemetrie,
Die Kokosesoterik,
Die Kokosophie,
Die Kokoskopie,
Die Kokophonie,
Die Kokophonematik,
Danach die Kokosteologie,
Die Erforschung der Kokognition,
So wie die Kokosmattematik
Und kürzlich die Kokoloristik.
Die häufigsten Irrtümer Koko betreffend
Koko ist eine Abkürzung.
Koko wiederholt sich.
Was nicht Kokos ist, ist Lores.
Koko ist ein Irrtum.
Dagegen ist von Koko wahr
Koko ist höhere Schule,
Die Mündung des Flusses ins Meer,
Hell, leuchtend und weiß
Und leer und weit,
Ein Mangel an Erfahrenheit,
Die Mine, die Grube, der Schacht,
Der abgrundtiefe Unterschied,
Die Bootsfahrt, die Einfahrt des Hafens.
In all diesen Fällen: von Kôkô.
Koko wechselt das Gefühl
Koko traurig,
Träne tropft,
Koko schreckt sich,
Herz wild klopft,
Überglücklich,
Schießt Kobolz,
Koko schweigt,
Das ist aus Stolz,
Koko schämt sich,
Wird ganz rot,
Ringt die Hände
In der Not,
Koko seufzt,
Sie sehnt sich so,
Koko jubelt,
Koko froh.
Von Koko und der Katze
Kein Mensch kann Koko kennen,
Wie diese Katze Koko kennt.
Seit wann das so geht, weiß kein Mensch.
Koko ist verschwunden
Das ist eine leere Welt,
In der kein Hund nach Koko bellt.
Noch von Koko
Ein Band für Kokos Zopf,
Aus Kokos Jacke ein Knopf,
Das Foto von Koko am Spiegel,
Ein von Koko signierter Ziegel,
Und ein Stern,
Den Koko sich gern
Zur Nacht besah,
Ist noch da.
Als Anja nach Ansbach kam
Kam an.
Was dann?
Stand da.
Was dann?
War nass.
Was dann?
Traf Max.
Was dann?
War Spaß.
Was dann?
Acht Jahr.
Was dann?
Hatt's satt.
Was dann?
Kanazawa.
Eben gemeldet
Verletzter genesen. Berechnet Spesen.
Vergessene Thesen. Mehr lesen!
Fechter verscherbelt den Degen. Weswegen?
Reh versteckt Hemd. Verlegen?
Helene kegelt.
Flegel zerdeppert Fenster. Beschwerde.
Experten berechnen den Wert der Erde.
Verstellter Wecker neckt Rentner.
Pendler stemmt Tresen. Zehn Zentner.
Elsbeth erbt Werft.
Wetterwende Segen spendet.
Wehe, wenn der Regen endet!
Kellner gehen Zeche prellen.
Hennen sprengen Elendszellen.
Therese versteht.
Hexe kehrt Treppe. Sehr nett.
Pfleger ersehnte bequemeres Bett.
Elster entwendete Perle.
Entdecker vermehrte seltene Schmerle.
Fred lebt.
Der Zecher
Wenn er zechend Gretes denkt,
Flennend Jens den Becher senkt.
Iris im Schilf
Iris sitzt im Schilf.
Iris: Hilf, Prinz, hilf!
Prinz: Wie find ich dich?
Iris (winkt): Hier bin ich! Im Schilf!
Prinz (sieht Iris, flitzt hin): Iris?
Iris (nickt): Ich bin's, Prinz.
Sie sinkt hin.
Prinz (kniet): Iris im Schilf!
Hund und Kuh
Kuh: Muuuuuuuh!
Hund: Wuff.
Spazierweg
Ein Hörnchen in der Eiche,
Zwei Hühner auf dem Teiche,
Der Hase auf dem Feld,
Das blaue Himmelszelt.
Reimtiere, -pflanzen auch
Wäre wohl der Albatros
Lieber das Rhinozeros?
Lieber wär der Klammeraffe
Als er selber Netzgiraffe?
Träumt von sich der Siebenschläfer,
Wenn er schläft, als Mondhornkäfer
Und der Grüne Leguan
Säh sich gern als Höckerschwan?
Möglich wär, die Waldwühlmaus
War vorzeiten Pampastrauß
Und die Pyramidenschnecke,
Lange her, Gespenstheuschrecke,
Der Karakal war Flösselaal,
Der Flösselaal ein Goldschakal,
Der Goldschakal ein Honigdachs,
Der Honigdachs war Frauenflachs
Und am Hang die Zirbelkiefer
Früher auf der Klippe Schliefer
Wie im Meer die Abalone
Vormals Krustenanemone.
Vielleicht wird ja der Jaguar
Irgenwann das Dromedar
Und zu einer Sommereiche
Wird die gar nicht blinde Schleiche,
Kann auch sein, die Küchenschabe
Ist einmal der Borstenrabe
Und der Rothirsch, Sechzehnender,
Zu der Zeit ein Skolopender.
Und, wer weiß, der Höhlenlöwe,
Welcher aus der Welt verschwand,
Lebt seither als Mantelmöwe
Fort, zumindest vorderhand.
Der Esel auf dem Eis
Der Esel auf dem Eis,
Was, was der Teufel weiß,
Das, was auf keine Kuhhaut geht,
Was auf dem andern Blatte steht,
Was in den Wind geschrieben war,
Ein in der Suppe gefundenes Haar,
Das jeder abkriegt, sein Fett,
Nach dem einer schielt, der Zipfel vom Bett,
Das endlich gewendete Blatt,
Wofür man nur noch Augen hat,
Ein kleiner Mann im Ohr,
Die Stirn, das Brett davor,
Der fusslig geredete Mund,
Der mit dem Schwanz bellt, der Hund,
Eine Fliege, der man kein Leid getan,
Auf den einem gründlich gefühlt ward, der Zahn,
Den einer nicht vollkriegt, der Hals,
Mit dem Hopfen verlorenes Malz,
Der einen stets drückte, der Schuh,
Vom Eis gebracht, die Kuh.
Das Haus der Tiere
der Aal und das Älchen
die Schale das Schälchen
der Trog und das Tröglein
die Vögel die Vöglein
der goldene Fisch
ein hölzerner Tisch
auf dem Tisch eine Vase
das Häschen der Hase
das Schnecklein der Schneck
und manches Gedeck
das Dach und die Rinne
im Fenster die Spinne
ein feuriges Pferd
gleich hinter dem Herd
ein Platz und ein Plätzchen
die Katze das Schätzchen
vier schlafende Hunde
die Uhr weiß die Stunde
die Ziffer das Blatt
der Esel ist satt
das Mäuslein die Maus
den Tieren ein Haus
für jedes ein Reim
das Heimchen daheim
Proben
er probt er probt erprobtes
erprobtes probt er oft
oft probt er oft erprobtes
er probt er probt es oft
schon oft erprobt er probt es
probt oft erprobtes schon
probt oft schon oft erprobtes
er probt er probt es schon
wohl oft erprobtes probt er
probt oft erprobtes wohl
probt oft wohl wohl erprobtes
er probt es oft er probt
er probt wohl noch erprobtes
probt wohl erprobtes oft
noch probt er wohl erprobtes
er probt es wohl noch oft
Versteckspiel
Nicht hat mich der Fänger gefunden
Ist selber verschwunden
Ich warte wahrscheinlich schon Stunden
Hier hinter der Wellblechdachhütte
Fast in der Mitte
Vom Garten
Werde ich warten
Und warten und warten und warten
Und ausharrn bis einmal die Sonne sich bläht
Als roter Riese am Himmel steht
Dass die Erde vor Hitze verbrennt und vergeht
Es sei
Denn ich schlage mich frei
Und das Spiel ist vorbei.
Wanderdüne
wandre wandre wanderdüne
wandre wanderdüne wandre
wanderdüne wandre wandre
wandernde düne immer weiter wandert
immer wandernde düne wandert immer
immer weiter wandert die düne nimmer
nimmt es ein ende
Metamorphose
Metamorphose
Metamorpjacke
Metamorphut
Eins noch
eins noch
eins geht
bestimmt
noch
ein Stück
geht noch
doch
eins geht
bestimmt noch
eins geht doch
bestimmt noch
eins noch
bestimmt geht
doch noch
eins
eins
geht doch
noch
ein Stück
ein Glück
jetzt ist sie alle
Ab und zu
ab und zu
hin und weg
hin und wieder
weg
ab und hin
auf und zu
auf und wieder
zu
ab und zu
hin und zu
hin und wieder
zu
wieder hin
wieder auf
hin und wieder
auf
hin und weg
auf und zu
hin und wieder
weg
Einschlafen
einschlafen
kein beischlafen
zwei schlafen
beischlafen
vorbei beischlafen
einschlafen
Reden
Wie ein Buch
Mit sieben Siegeln,
Wenn du gefragt wirst.
So wie ein Wasserfall
Gegen die Wand,
Wenn das Eis erst gebrochen ist.
Mit Händen und Füßen
Das Blaue vom Himmel
Herunter, wenn der Tag lang ist.
Wie dir der Schnabel
Gewachsen ist, wenn
Einer dir Flügel verleiht.
Schweigen
ein banges Schweigen
ein boshaftes Schweigen
ein bitteres Schweigen
ein unerbittliches Schweigen
ein einsames Schweigen
ein Schweigen zu zweit
ein wiedergefundenes Schweigen
ein gehorsames Schweigen
ein störrisches Schweigen
ein unergründliches Schweigen
ein verlegenes Schweigen
ein schläfriges Schweigen
ein verächtliches Schweigen
ein ratloses Schweigen
ein trostloses Schweigen
ein hilfloses Schweigen
ein Schweigen voller Verheißung
ein Schweigen auf Probe
ein plötzliches Schweigen
ein Schweigen voll Vorwurf
ein Schweigen vor Glück
ein zorniges Schweigen
ein zärtliches Schweigen
ein lange vermiedenes Schweigen
ein erquickliches Schweigen
ein schickliches Schweigen
ein flüchtiges Schweigen
ein frostiges Schweigen
ein ununterbrochenes Schweigen
ein Schweigen wie in einem Grab